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KUNST MERAN MERANO ARTE PRÄSENTIERT DAS JAHRESPROGRAMM 2024

3 große Ausstellungen, 1 neues Kurator*innenduo und viele zentrale Themen der Gegenwart

Kunst Meran freut sich, sein Programm für 2024 anzukündigen, das von drei großen Ausstellungsprojekten geprägt sein wird. Diese stehen im Zeichen des interdisziplinären Dialogs, der Auseinandersetzung mit zentralen Themen der Gegenwart, aber auch mit möglichen Lesarten und Neuinterpretationen der Vergangenheit sowie der Reflexion über den Lebensraum und die Art und Weise, wie wir ihn bewohnen und verändern.

Bis zum 28. Januar ist die dem Künstler und Fotografen Christian Martinelli gewidmete Ausstellung zu sehen, die von Ursula Schnitzer und Anna Zinelli kuratiert wurde und durch einen von BAU - Institut für zeitgenössische Kunst und Ökologie (Simone Mair und Lisa Mazza) kuratierten Raum über die Handlungsfähigkeit eines künstlerischen Nachlasses (The Possibility of Action of an Artist's Legacy) ergänzt wurde. Wir freuen uns sehr, diese Würdigung und Wiederentdeckung einer Persönlichkeit, die für den lokalen Kontext von großer Bedeutung war, mit der Veröffentlichung einer Publikation beschließen zu können. Sie bildet den Abschluss eines Prozesses, der mit der Archivierung seines Nachlasses und der Ausstellung begonnen hat, und ist gleichzeitig Ausgangspunkt für neue Entwicklungen in der Zukunft.

Am 23. Februar eröffnen wir unsere diesjährige Ausstellungssaison mit einem Gemeinschaftsprojekt mit der Akademie Meran und dem Festival Sonora, NIBELUNGEN. die rückkehr, in dem die von Harald F. Theiss kuratierte Ausstellung I M A G I N E W O R L D S - damals, später, heute zu sehen sein wird. Im Zentrum dieses interdisziplinären Projekts zwischen Kunst, Literatur und Musik steht eine antike Handschrift des Nibelungenliedes, die in Südtirol (Latsch im Vinschgau) gefunden wurde und sich heute im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin befindet.

Das Nibelungenlied ist das bedeutendste literarische Epos des deutschen Mittelalters. Um 1200 aus verschiedenen mündlich überlieferten Sagen entstanden, vereint es zwei verschiedene Handlungsfäden. Der erste erzählt von den Heldentaten Siegfrieds, wie dem Kampf gegen den Drachen und der Eroberung eines Schatzes von außergewöhnlichem Wert. Diese Erzählung hat ihre Wurzeln teilweise in skandinavischen Sagen des Früh- und Hochmittelalters. Der zweite handelt von dem Untergang der Burgunden und ist dadurch mit historischen Ereignissen in Verbindung zu bringen.

In Auseinandersetzung mit diesem epischen Werk, aber auch mit seiner Wirkung und seinen vielfältigen Deutungsmöglichkeiten, thematisiert die Ausstellung mit künstlerischen Mitteln die Entstehung und Bedeutung klassischer Heldenbilder, aber auch den Wandel von Geschlechterrollen und die Veränderung von Konzepten wie Autor*innenschaft und Geschichte. Ein weiterer Fokus liegt auf der Konstruktion und Dekonstruktion eurozentristischer Mythen.

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Idee eines einheitlichen, monolithischen Europas und seiner essentialistischen Selbsterzählung steht auch im Mittelpunkt der Auftaktausstellung Die Insubrische Linie im Rahmen von The Invention of Europe. A tricontinental narrative (2024-2027), einem auf drei Jahre angelegten Programm, kuratiert von Lucrezia Cippitelli und Simone Frangi.

In Anlehnung an The Invention of Africa des kongolesischen Philosophen Yves Valentin Mudimbe befasst sich das Programm mit der Erfindung Europas nicht nur als ideologisches Gebilde, sondern auch als materielle Realität, die ihre Grenzen nicht zuletzt infolge von Kolonialismus, Extraktivismus und epistemischer Gewalt gezogen hat. Die Gruppenausstellung Die Insubrische Linie versammelt künstlerische Positionen, die sich mit der spekulativen Vorstellung der Insubrischen Linie - einem Geopunkt, der durch die Stadt Meran verläuft - auseinandersetzen. Die Linie ist eine Nahtstelle auf der Erdoberfläche, die durch die Kollision der europäischen und afrikanischen tektonischen Platten entstanden ist. Ausgehend von den Werken europäischer Künstler*innen und afrikanischer Künstler*innen der afrikanischen Diaspora in Europa, insbesondere in Italien und Österreich, reflektiert Die Insubrische Linie die komplexe Beziehung zwischen Europa und Afrika.

Das Jahr wird mit der Ausstellung Neue Architektur in Südtirol 2018-2024 beendet, einem Projekt von Kunst Meran, dem Südtiroler Künstlerbund und der Architekturstiftung Südtirol. In ihrer vierten Ausgabe zeigt diese Initiative den architektonischen Entwicklungshorizont der Region in den letzten zwanzig Jahren anhand von Projekten, die von einer internationalen Jury, bestehend aus Filippo Bricolo, Elisa Valero und Annette Spiro, ausgewählt wurden.

Der Kurator Fillippo Bricolo erklärt: "Architektur zu analysieren bedeutet, die Gesellschaft zu erforschen, die sie hervorgebracht hat. Die Betrachtung der Architektur der letzten sechs Jahre wird daher eine Möglichkeit sein, mehr über unsere Gesellschaft, ihr Fortbestehen und ihre Transformation zu erfahren und darüber, wie sie eine geografisch begrenzte Recherche ermöglicht, um Dynamiken und Einflüsse von globalem Interesse zu untersuchen.“

Anlässlich des 75. Geburtstages von Matthias Schönweger, findet die Tagung msch. Die Kunst Matthias Schönwegers – eine Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Germanistik der Universität Innsbruck, dem Literaturhaus am Inn und Kunst Meran – in Innsbruck und in Meran vom 25. bis zum 27. April 2024 statt. Die Tagung bietet erstmalig einen umfassenden Zugang zum literarischen und künstlerischen Werk des Südtiroler Künstlers an, das Romane, Lyrik, Theaterstücke, Performances und bildnerische Werke in Form von Installationen, Grafiken u.a. umfasst. Im Zentrum steht dabei die Dekonstruktion kultureller, ästhetischer, sprachlicher und medialer Einheit bzw. die Dekonstruktion jeglicher überlieferten Form von Identität. Gemäß dem Werk, das im medialen, sprachlichen, ästhetischen und gesellschaftspolitischen Sinne grenzüberschreitend erscheint, wird für die Tagung ein sowohl interdisziplinärer wie internationaler Ansatz gewählt. Es werden somit Expert*innen aus dem internationalen Raum eingeladen, die aus Sicht der Literatur-, Medien- und Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte auf unterschiedliche Aspekte des Werks eingehen. Die Tagung wird auch einen aufschlussreichen Beitrag zur Verortung der Südtiroler Literatur- und Kunstszene im Kontext zeitgenössischer künstlerischer, ideengeschichtlicher und kulturpolitischer Entwicklungen im internationalen Raum seit den 1970er Jahren liefern.

Parallel zu den Ausstellungen bietet Kunst Meran auch weiterhin ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten, wobei der Schwerpunkt auf partizipativen und pädagogischen Projekten liegt. So realisiert Kunst Meran auch 2024 ein vielfältiges Programm der Kunstvermittlung nach dem Prinzip LERNEN DURCH KUNST. Zu jeder Ausstellung werden Workshops und Rundgänge für alle Schulstufen sowie ein außerschulisches Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. Dabei sollen unbequeme Fragen, differenzierte Diskussionen und künstlerisches Arbeiten den Blick auf Geschichte und Gesellschaft, Kunst und Kultur schärfen. 

Künstler*innen und Kulturschaffende, die oft unkonventionelle Denkansätze verfolgen, prägen die künstlerischen Positionen und aktuellen Themen, die das Kunsthaus in seiner Kunstvermittlung verhandelt. Dabei steht neben dem Austausch über Kunst auch das praktische Arbeiten im Mittelpunkt.
Auch 2024 wird sich Kunst Meran mit einem eigenen Beitrag am Kids Culture Festival beteiligen.

 

Ausstellungsprogramm:

bis 28.1.2024
Finissage: 27.1.2024, 16 Uhr
incontrare Christian Martinelli begegnen
kuratiert von Ursula Schnitzer, Anna Zinelli
Mit einer Intervention von Lisa Mazza, Simone Mair (BAU)

24.2-19.5.2024
Eröffnung: 23.2.2024, 19 Uhr
Pressekonferenz: 22.2.2024, 11 Uhr
I M A G I N E W O R L D S
kuratiert von Harald F. Theiss
Künstler*innen: Astha Butail, Julia Bünnagel, Andrea Canepa, Zuzanna Czebatul, Margret Eicher, Nadine Fecht, Philipp Fürhofer, Jeppe Hein, John Isaacs, Kubra Khademi, Alexander Kluge & Jonathan Meese, Oliver Laric, Kris Lemsalu, Philip Loersch, Tim Noble & Sue Webster, Mirja Reuter und Florian Gass, Florian Gass & Mirja Reuter (Künstlerisches Beteiligungsprojekt), Nasan Tur

2.6.-13.10.2024
Eröffnung: 1.6.2024
Die Insubrische Linie
kuratiert von Lucrezia Cippitelli und Simone Frangi
Künstler*innen: Liliana Angulo Cortés, Sammy Baloji, Binta Diaw, Abdessamad El Montassir, Alessandra Ferrini, Kapwani Kiwanga, Francis Offman

27.10.2024 - Januar 2025
Eröffnung: 26.10.2024
Neue Architektur in Südtirol 2018-2024
kuratiert von Filippo Bricolo
Jury: Filippo Bricolo, Elisa Valero, Annette Spiro

Julia Bünnagel, where words end, 2021. Courtesy of the artist and Galerie Rupert Pfab, Duesseldorf Foto Jürgen Vogel (LVR - Landesmuseum Bonn). Ausstellung / mostra: I M A G I N E W O R L D S
Oliver Laric, Sleeping Figure, 2022. Courtesy of the artist and Monika Schnetkamp Collection Foto Gunter Lepkowski (Tanya Leighton, Berlin and Los Angeles). Ausstellung / mostra: I M A G I N E W O R L D S
Kapwani Kiwanga, Flowers for Africa: Libya, 2017. Exhibition view, "The Sun Never Sets", Goodman Gallery, Johannesburg (ZA), 2017. © Photo Anthea Pokroy. Courtesy the artist and Galerie Poggi, Paris. Ausstellung / mostra: La Linea Insubrica / Die Insubirische Linie
Filippo Bricolo, Foto Pietro Savorelli. Ausstellung / mostra: Neue Architektur in Südtirol 2018-2024 / Architetture recenti in Alto Adige 2018-2024
Neue Architektur in Südtirol 2012-2018 / Architetture recenti in Alto Adige 2012-2018 (Vergangene Ausgabe / edizione precedente). Foto Andreas Marini