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Özlem Altin. Lens

Eröffnung: 28.06.2019, 19:00 Uhr
Dauer: 29.06 - 22.09.2019
kuratiert von: Christiane Rekade

Die deutsche Künstlerin Özlem Altin hat im Frühling 2019 zwei Wochen in Meran verbracht. Hier hat sie – ausgehend von der Sage des Karersees – ihre Ausstellung bei KUNST MERAN MERANO ARTE entwickelt.

Einst lebte im Karersee – dem kleinen Bergsee in den westlichen Dolomiten – eine schöne Seejungfrau, in die sich ein Hexenmeister verliebte. Da die Seejungfrau aber nichts von ihm wissen wollte, erschuf der Hexenmeister aus allen Juwelen des Latemar-Massivs einen Regenbogen, den er ihr schenken wollte. Als die Seejungfrau jedoch den Hexenmeister entdeckte, verschwand sie für immer im See. In seiner Wut zerstückelte er den Regenbogen und warf ihn ins Wasser. Von da hat der Karersee seine einmalige schimmernde Farbe und wohl auch seine bis heute magische Ausstrahlung.

Inspiriert von dieser Geschichte inszeniert Özlem Altin im ersten Stock des Kunsthauses Meran eine atmosphärische Abfolge von Bildern: Zeichnungen, Malereien und Fotografien, die sie unter anderem in Meran geschaffen hat. Dabei untersucht sie das urmenschliche Bedürfnis, die umgebende Realität zu erklären und ihr – auch mithilfe von Geschichten und Sagen – einen Sinn zu geben. Der (Karer-)See dient der Künstlerin als Metapher für die durchlässige Grenze zwischen Realität und Imagination, zwischen Aussenwelt und Psyche. Die Wasseroberfläche versteht sie dabei wie eine Membran – eine „Linse“ –, die Einblicke in die andere Welt gewährt oder diese spiegelt.

Özlem Altin arbeitet aus einer umfangreichen Sammlung von eigenen und gefundenen Bildern, Fotografien und Texten, die sie bearbeitet, übermalt, zerschneidet, neu kombiniert und einer intuitiven Erzählung folgend im Ausstellungsraum zusammensetzt. Dabei ist der Körper – seine Gesten und Haltungen – ein zentrales Thema. Für die Künstlerin „ist der Körper ein Vehikel zur Übertragung von Wissen, Erfahrung, ein Vehikel zur Kommunikation und des Austauschs“ (Reinhard Braun, camera austria, 2017). So zeigt sie in Meran den See als Biotop, in dem Lebewesen sich formieren, entwickeln, neu entstehen und transformieren, in dem sich Seejungfrauen und andere Mischwesen tummeln – ähnlich, wie in in der menschlichen Psyche ständig neue Formen und Bilder entstehen.

Özlem Altin lässt Körperfragmente, Wassertiere und Seejungfrauen in immer neuen Anordnungen in ihren Bildern auftauchen, verbunden mit rhythmischen wellenartigen Pinselstrichen, und sie lässt die Besucher*innen von der glatten, klaren Oberfläche des Sees in dessen unergründliche Tiefen tauchen.

Özlem Altin, Lens, 2019. Courtesy the artist
Container (corporeality, objects and affects), 2017. Photo: Markus Krottendorfer, courtesy the artist
Özlem Altin, Shape (desire), 2019. Photo: Markus Krottendorfer, courtesy the artist.

Installation