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KUNST MERAN MERANO ARTE PRÄSENTIERT DAS JAHRESPROGRAMM 2025

Kunst Meran Merano Arte
präsentiert sein

KULTURPROGRAMM FÜR DAS JAHR 2025

Vier Ausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen, die im Zeichen eines Dialogs zwischen Vergangenheit und Gegenwart stehen

 

Kunst Meran stellt sein Kulturprogramm für das neue Jahr vor. Der Schwerpunkt der Programmgestaltung liegt auf einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit der Geschichte – ihren etablierten Erzählungen, den Verdrängungen und den vielfältigen Deutungen, die sie in der Gegenwart erfährt. In diesem Rahmen sind ab März 2025 vier Ausstellungsprojekte und zahlreiche Veranstaltungen geplant.

 

Auf dem Programm des Kunstvereins stehen für 2025 vier große Ausstellungen, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Perspektiven die Rolle der Geschichte und ihre oftmals auch widersprüchlichen Bezüge zur Gegenwart kritisch beleuchten. Ergänzt wird das Programm durch eine Vielzahl von Aktivitäten, darunter Vorträge und Gesprächsrunden sowie Residenzen und regionale Forschungsprojekte. Die neuen Ausstellungen verbinden sich zugleich mit einer Einladung an international tätige Künstler*innen zur Produktion neuer Werke und bekräftigen somit einmal mehr die besondere Sensibilität von Kunst Meran für zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen.

Seinen Auftakt findet das neue Jahresprogramm mit der Fortführung der laufenden Ausstellung, die noch bis zum 16. Februar 2025 zu sehen sein wird: Neue Architektur in Südtirol 2018-2024 ist eine gemeinsame Initiative von Kunst Meran, dem Südtiroler Künstlerbund und der Architekturstiftung Südtirol. Es beleuchtet die baukulturelle Entwicklung der Region und zeichnet deren Wandel über die vergangenen zwanzig Jahre nach. Auch in ihrer vierten Ausgabe verfolgt die Ausstellungsreihe das Ziel, die Präsenz einer lokalen architektonischen Identität sichtbar zu machen, indem sie deren unverwechselbare und wiederkehrende Merkmale herausstellt.

Die Auswahl der präsentierten Bauprojekte wurde von einer internationalen Jury getroffen, bestehend aus Filippo Bricolo (I), Annette Spiro (CH) und Elisa Valero Ramos (ES). Begleitend zur Ausstellung findet ein umfangreiches Rahmenprogramm statt, das Führungen, Stadtbegehungen und Begegnungen mit den beteiligten Architekturbüros umfasst.

 

DAS PROGRAMM 2025

Den Auftakt der Ausstellungssaison 2025 markiert Aerolectics, die erste Einzelpräsentation der österreichischen Künstlerin Belinda Kazeem-Kamiński in Italien. Die Ausstellung ist vom 16. März bis zum 9. Juni zu sehen. Sie ist Teil des dreijährigen Programms The Invention of Europe, das von Lucrezia Cippitelli und Simone Frangi konzipiert und kuratiert wird. Das Programm setzt sich kritisch mit der Idee eines einheitlichen, monolithischen Europas und dessen narrativer Konstruktion auseinander. Es gliedert sich in insgesamt sechs Abschnitte (drei Gruppen- und drei Einzelausstellungen) und wird nach dem Start im vergangenen Jahr seinen Abschluss 2027 finden. Thematisch widmet es sich den Beziehungen zwischen Europa und drei verschiedenen Kontinenten: Afrika, Abya Yala (eine dekoloniale Bezeichnung für den amerikanischen Doppelkontinent) sowie Asien.

So untersucht Belinda Kazeem-Kamiński in Aerolectics im Rahmen einer neu entstandenen Werkreihe die Ursprünge und Verbreitung des von Europa ausgehenden katholischen Missionswesens auf dem afrikanischen Kontinent sowie dessen Nachwirken in unserer heutigen Zeit. Die Künstlerin untersucht die Verflechtungen von Geschichte und Gegenwart und rückt dabei verdrängte Kapitel des kollektiven Gedächtnisses, insbesondere mit Bezug zum afrikanischen Kontext, in den Fokus. Durch eine multimediale und immersive Präsentation, die den Wechsel zwischen vollen und leeren Räumen, Stimmen und Stille umfasst, und sich in einer Abfolge von Objekten, Erzählungen, Klängen und Bildern entfaltet, erforscht die Künstlerin die Erfahrung des Schwarzseins in Europa, betrachtet durch den weißen Blick. Mit einem autoethnografischen Ansatz und einer vielstimmigen, multimedialen Erzählweise setzt sie sich tiefgehend mit der Rolle des Missionswesens in Südtirol auseinander und knüpft dabei Verbindungen zu Geschichten aus der afrikanischen Diaspora.

Die Sommersaison wiederum eröffnet mit einer Gruppenausstellung: Earthly Communities wird vom 22. Juni bis 12. Oktober 2025 gezeigt. Auch sie ist Teil des von Lucrezia Cippitelli und Simone Frangi kuratierten dreijährigen Programms The Invention of Europe. Die Künstler*innen der Ausstellung loten die Beziehung zwischen Europa und Abya Yala unter besonderer Berücksichtigung des Südtiroler Umfeldes aus, gehen ökologischen, wirtschaftlichen und geopolitischen Fragen nach und richten darüber hinaus ihren Blick auf überliefertes landwirtschaftliches Wissen und auf eine nachhaltige Nutzung des Bodens. In Zusammenhang mit der Ausstellung sind Künstler*innenresidenzen (von Amanda Piña, Alexandra Gelis und Luigi Coppola) geplant, die mit der Realisierung neuer Arbeiten sowie einer Performance einhergehen.

Die Werke werden nicht nur in den Ausstellungsräumen von Kunst Meran präsentiert, sondern ebenfalls im öffentlichen Raum, in Wäldern und an weiteren außergewöhnlichen Schauplätzen in Meran und Umgebung.

Unterstützt wird das Projekt durch zahlreiche Kooperationen mit Fachleuten und Organisationen aus dem Agrarsektor sowie mit Partnerinstitutionen des Euregio-Museumsjahres „1525-2025 Museum. Denk(t) weiter!“.

Seinen Abschluss nimmt das Kulturprogramm 2025 mit zwei Ausstellungen, die beide am 24. Oktober 2025 eröffnet werden: die Einzelpräsentation von Franz Wanner und die Gruppenschau Alpitypes, die der Kunst grafischer Gestaltung gewidmet ist.

Die erste Einzelausstellung von Franz Wanner in Italien wird von Kristina Kreutzwald und Martina Oberprantacher kuratiert und gibt Einblick in seine aufwendige künstlerische Recherche. Durch den Einsatz von Fotografie, Video sowie Worten, Bildern und Objekten untersucht der Künstler die Vergangenheit, wobei er besonderes Augenmerk auf die Kriegsindustrie und den Einsatz von Zwangsarbeiter*innen im Kontext des Nationalsozialismus legt und deren Einfluss auf die Gegenwart beleuchtet. Besondere Beachtung finden dabei die Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft sowie kollektive Gedächtnislücken, die sich im Laufe der Zeit fortgeschrieben haben und die der Künstler ans Licht bringt. Im Zusammenhang mit dem Ausstellungsprojekt hat Franz Wanner spezifische Forschungen zum Südtiroler Umfeld und zum Einsatz von Zwangsarbeiter*innen in der „Operationszone Alpenvorland“ (d.h. zur Zeit der Annexion der Provinz Bozen durch Nazideutschland) unternommen.

Parallel dazu präsentiert Kunst Meran die Ausstellung Alpitypes. Diese widmet sich der zeitgenössischen Neuinterpretation und Verbindung von Lettering, typografischem Design und Schriftmalerei. Im Mittelpunkt steht die angewandte Grafik, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Südtirol, Tirol und dem Trentino entstanden ist. Kuratiert von Antonino Benincasa, Massimo Martignoni und Anna Zinelli, basiert die Ausstellung auf umfangreichen Recherchen zur lokalen Grafik. Eine Gruppe von Studierenden der Freien Universität Bozen, Fakultät für Design und Künste, hat unter der Leitung von Antonino Benincasa historische Schriften aus Fragmenten unvollständiger Alphabete, die damals oft von Hand hergestellt wurden, neu interpretiert und mit fehlenden Zeichen komplettiert.

Das ursprüngliche typografische Konzept orientierte sich an europäischen Stilströmungen wie dem Bauhaus, dem Rationalismus, der Wiener Secession, dem Konstruktivismus und dem Arts and Crafts Movement. Das Projekt wird durch die Beteiligung internationaler Grafikdesigner*innen bereichert, die die neuen Schriftarten zur Gestaltung zeitgenössischer typografischer Plakate verwenden. Diese Arbeiten unterstreichen eine Qualität und Aktualität, die man dem Grafikdesign in dieser Region kaum zutrauen würde.

Darüber hinaus bietet Kunst Meran auch Kunstvermittlungsformate für alle Interessensgruppen an. Das didaktische Angebot ist auf unterschiedliche Schulstufen abgestimmt und baut auf dem Grundgedanken einer kulturellen und politischen Bildung durch Kunst auf. Die vermittelten künstlerischen und kulturellen Positionen sowie historischen und gesellschaftlichen Themen eröffnen unkonventionelle Perspektiven, greifen aktuelle Fragestellungen auf und schärfen so den Blick der Teilnehmenden für die Zusammenhänge von Geschichte, Gesellschaft, Kunst und Kultur. Neben der theoretischen Komponente zeichnet sich das Vermittlungsprogramm von Kunst Meran durch einen ebenso praxisorientierten wie kreativen Zugang aus und umfasst Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

 

Ausstellungsprogramm 2025:

16.3. - 9.6.2025
Aerolectics - Belinda Kazeem-Kamiński

22.6. - 12.10.2025
Earthly Communities

25.10.2025 - Januar/Februar 2026
Franz Wanner und Alpitypes

 

 

Belinda Kazeem-Kamiński, Rub/Rock, 2024. Courtesy of the artist
Sallisa Rosa, Topography of Memory, 2023. Courtesy Audemars Piguet Art Commission
Franz Wanner, Musterfolien (1),2024. Courtesy of the
Gioele Maines, Prachensky Sport, 2024. Font inspiriert von der Typografie eines Plakats von Nicolaus Prachensky