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NIBELUNGEN. die rückkehr. Die Handschrift ist zurück in Südtirol

26.03.2024, 20:00 Uhr

Kunst Meran, die Akademie Meran und Festival Sonora - Conductus Verein feiern die Rückkehr der Originalhandschrift des Nibelungenliedes nach Südtirol und laden zur offiziellen Präsentation am 26.3.2024 um 20 Uhr ins Kunsthaus Meran ein.

 

Ab Dienstag, den 26. März, wird das bedeutende Nibelungenlied-Manuskript aus der Zeit um 1300, das sich im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin befindet, bei Kunst Meran zu sehen sein. Nach zahlreichen Etappen ist die Handschrift nun für einen Besuch nach Südtirol zurückgekehrt, wo sie lange Zeit und bis ins 19. Jahrhundert beheimatet war. Sie wird bis zum Ausstellungsende am 19. Mai im Kunsthaus Meran zu sehen sein. Das Werk ergänzt die von Harald F. Theiss kuratierte Ausstellung I M A G I N E  W O R L D S und ist Teil des interdisziplinären Projekts in Zusammenarbeit mit der Akademie Meran und dem Festival Sonora (Conductus Verein), NIBELUNGEN. die rückkehr.

Wenngleich die Form der Schreibsprache des Manuskripts auf den schwäbischen Sprachraum hindeutet, war der erste nachweisbare Besitzer der Adlige Antonius von Annenberg (1420-1483/1484), der auf dem gleichnamigen Schloss bei Latsch im Vinschgau lebte und zu den bedeutendsten Tiroler Büchersammlern des 15. Jahrhunderts zählte. Der Codex verblieb als Teil der Bibliothek bis zum Aussterben der Familie 1695 in Annenberg und ging dann in den Besitz der ebenfalls in Latsch auf Schloss Obermontani ansässigen Grafen Mohr über. Nach dem Tod des letzten Grafen Mohr im Jahre 1833 erwarb der Tiroler Gymnasiallehrer, Heimatforscher und Marienberger Benediktiner Beda Weber (1798-1858) den Codex und verkaufte ihn seinerseits über einen Mittelsmann kurz darauf an den Berliner Buchhändler Adolf Asher (1800-1853). Dieser sollte die Handschrift eigentlich in den englischen Antiquariatshandel bringen, verkaufte sie aber im Februar 1835 der Königlichen Bibliothek Berlin.

Das Nibelungenlied ist das bedeutendste literarische Epos des deutschen Mittelalters. Um 1200 aus verschiedenen mündlich überlieferten Sagen entstanden, vereint es zwei verschiedene Handlungsfäden. Der erste erzählt von den Heldentaten Siegfrieds, wie dem Kampf gegen den Drachen und der Eroberung eines Schatzes von außergewöhnlichem Wert. Diese Erzählung hat ihre Wurzeln teilweise in skandinavischen Sagen des Früh- und Hochmittelalters. Der zweite handelt von dem Untergang der Burgunden und ist dadurch mit historischen Ereignissen in Verbindung zu bringen.

Die Auseinandersetzung mit der Handschrift eröffnet die Möglichkeit, Aspekte der europäischen und außereuropäischen Kulturgeschichte neu zu denken. Parallel zur Ausstellung, in der die Handschrift einer Vielzahl von Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und  Künstler – die sich mit den Konzepten von Mythos, Heldentum und der Geschlechterkonstruktionen auseinandersetzen – gegenübergestellt wird, bietet die Akademie Meran eine Reihe von Vorträgen, wissenschaftlichen Tagungen und Begegnungen an, die sich mit den verschiedenen historischen Interpretationen und Rezeptionen des Nibelungenliedes befassen.

Die Abendveranstaltung am 26. März anlässlich der Ankunft der Handschrift wird begleitet von einer Ausführung von Leo Andergassen, Direktor des Südtiroler Landesmuseums für Kultur- und Landesgeschichte auf Schloss Tirol, und einer musikalischen Interpretation des Nibelungenliedes von Philipp Lamprecht, dem vielseitigen Vinschger Perkussionisten und Sänger, der heute zu den bedeutendsten Musikern Europas zählt und den Bogen von der mittelalterlichen bis zur zeitgenössischen Musik spannt.

Das Nibelungen-Manuskript Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz; Abteilung Handschriften und Historische Drucke; Signatur: Ms. germ. fol. 474